© 2015 Anke Stötzel - Praxis für Logopädie 57076 Siegen
Anke Stötzel
Praxis für Logopädie
Lexikon A-G
A
Agrammatismus:
Bei dieser Störung handelt es sich um ein Fehlen grammatischer Funktionswörter. Beschränkung auf
Inhaltswörter (Nomen=Hauptwörter, Verben=Tu-Wörter). Tritt häufig auf bei ?
Sprachentwicklungsverzögerung und ? Aphasie. Jedes Kind durchläuft in seiner Sprachentwicklung einen
Zeitraum, in dem das agrammatische Sprechen physiologisch, also normal ist. Diese Phase muss jedoch
Alters entsprechend durchlaufen werden.
Akalkulie:
Fehlende Fähigkeit zu Rechnen
Anomalie:
Unregelmäßigkeit, Ausnahme
Ansatzrohr:
Ort der Lautbildung, Resonanzraum der Stimme, bestehend aus Rachenraum, Mundhöhle, Nasenhöhle.
Die Verhältnisse im Ansatzraum werden vor allem durch Zungenstellung, Kieferöffnung, Lippen- und
Wangenspannung beeinflusst. Im Ansatzrohr findet die Lautbildung statt. Rachenraum, Mundhöhle und
Nasenhöhle bilden die Bedingungen und beeinflussen die Resonanz der Stimme und die Einstellung zur
Lautproduktion.
Apallisches Syndrom:
Durch eine Verletzung des Gehirns kann es zu einer Trennung von Hirnstamm und Hirnrinde kommen. Die
Patienten sind zwar wach, lebenswichtige Funktionen sind intakt, es ist jedoch kein verbaler Kontakt
möglich, der Patient scheint ins Leere zu blicken, trotz geöffneter Augen.
Aphasie:
Sprachstörung durch Hirnschädigung. Es sind immer alle sprachlichen Modalitäten (Verstehen, Sprechen,
Lesen und Schreiben) betroffen. Es gibt eine Einteilung der Aphasien je nach Ausprägung der Schädigung
in die Formen Amnestische Aphasie, Broca Aphasie, Wernicke Aphasie und Globale Aphasie (schwerste
Form) ? Sprachstörungen
Aphonie:
Stimmlosigkeit. Verhauchte Stimme, nur Flüstern möglich
Apoplex:
Schlaganfall.
Apraxie:
Bewegungen können nicht wie vom Gehirn geplant ausgeführt werden.
Ataxie:
Störung der Zielmotorik. Willkürliche Bewegungen sind zwar möglich, aber wenig gezielt und ausfahrend.
Eine Ataxie kann angeboren oder erworben sein durch eine Schädigung im Kleinhirn.
Audiologie:
Lehre vom Hören
Auditive Wahrnehmung:
Therapiebereich: Auditive Wahrnehmung
Bedeutet allgemein: Die Fähigkeit des Hörens. Es wird unterschieden zwischen dem Peripheren Hören
(Mittelohr, Innenohr) und dem Zentralen Hören (Hörnerv, Hörzentrum). ? Hörstörungen
Auch wenn bei einem Kind durch eine Hörprüfung ein normales Hörvermögen festgestellt wurde
(peripher), kann es sein, dass das Kind die Höreindrücke im Gehirn nicht richtig verarbeiten kann (zentral).
Es kann sein, dass das Gehirn unwichtige Eindrücke verstärkt oder wichtige Merkmale herausfiltert oder
verschiedene Höreindrücke nicht zu einem Gesamtklangbild verbinden kann. Mann spricht in diesem Fall
von einer Auditiven Verarbeitungsstörung. Merkmale können unter anderem folgende Auffälligkeiten sein:
•
Kurze Aufmerksamkeitsspanne
•
Ablenkbarkeit
•
Überempfindlichkeit Geräuschen gegenüber
•
Kind kann sich bei Störgeräuschen nicht ausreichend auf den Gesprächspartner oder z.B. die Worte
der Lehrerin konzentrieren
•
Missverstehen
•
Verwechslung ähnlich klingender Laute und Wörter
•
Problem, sich längere Sätze zu merken
•
Monotone, leise Stimme
•
Schlechtes Lesesinnverständnis
•
Viele Rechtschreibfehler
•
Verzögerte Sprachentwicklung
In der Behandlung wird schrittweise das Hinhören und Unterscheiden geübt, zuerst mit Geräuschen und
Klängen weit weg von Sprache, dann mit Lauten und Lautfolgen (Silben) bis hin zu Wörtern. Übungen zur
Reihenfolge von Geräuschen, Lauten und Wörtern und Übungen zur Positionsbestimmung von Lauten (Ist
das ‚sch' im Wort ‚Schublade' am Anfang oder am Ende zu hören? ) trainieren die Fähigkeiten des
Gehirns, Höreindrücke zu sortieren. Die Kinder lernen erst bei anderen, später bei sich selbst genauer
hinzuhören. So werden die Voraussetzungen geschaffen, das Sprechen über das sich selber Zuhören zu
kontrollieren. ? Legasthenie
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B
Berufsdysphonie:
Stimmstörung (mit Heiserkeit, Sprechanstrengung, mangelnder Stimmbelastbarkeit, Rauhigkeit etc.), die
besonders bei Berufsgruppen der so genannten ? Sprechberufe, wie Lehrern, Erziehern, Pastoren etc.
auftritt. Es kommt häufig durch die fehlerhafte Benutzung der Stimme zu organischen Veränderungen an
den Stimmlippen. Aus einer funktionellen Störung (also der Fehlbenutzung) entsteht dann eine organische
Störung. Auf diesen Kreislauf muss dringend frühzeitig eingewirkt werden, um das Muster aufheben zu
können. ? Dysphonie
Bilingualismus:
Zweisprachigkeit, jedoch im Sinne von einer, der Umgebung angepassten Sprechweise. Vor allem Kinder
zeigen deutliche Anpassungen ihres Sprechens.
Bilinguismus:
Erlernen zweier Muttersprachen in der Kindheit
Binaural:
Beide Ohren betreffend
Biss, offener:
Seitliches und/oder vorderes Nichtauftreffen eines Zahnabschnittes auf die Kauebene, so dass ein
deutlicher Abstand zwischen oberen und unteren Zähnen sichtbar ist. Ursachen: Lutschen (Lutschoffener
Biss), wodurch die Zähne durch den Daumen im wahren Sinne weggedrückt werden und sich zusätzlich
die Zunge in die geschaffene Öffnung legt und damit ein ? pathologisches Muster manifestiert wird. ?
Myofunktionelle Störung
Bruststimme:
Stimmlippen schwingen in voller Breite und werden locker geschlossen. Resonanz vor allem im
Brustkorbbereich Stimmregister
C
Cochlea:
Schnecke des Innenohres. In der Cochlea treffen die Hörsignale aus dem ? Mittelohr ein, die auf dieser
Ebene weiter über Nervenwege an das Gehirn geleitet werden und dem Menschen erst dort bewusst
werden. Die Cochlea ist demnach ein entscheidender Bote für den Schall. Für alle Frequenzen (Tonhöhen)
gibt es verschiedene Abschnitte in der Cochlea, wodurch deutlich wird, dass bei einem Hörverlust auf
dieser Ebene, also auf Innenohrebene, ein spezieller Hörverlust für bestimmte Tonhöhen möglich ist. ?
Hörstörungen
Cochlea-Implant:
(CI) Operationsmethode, durch die eine extrem gestörte Funktion der Cochlea durch Einsetzen von
Elektroden in das Innenohr verbessert wird. Anschließend ist eine spezielle Hörschulung nötig, um die
Hörfähigkeit zu verbessern. ? Hörstörungen
D
Daumenlutschen:
Wenn das Daumenlutschen über das 2.Lebensjahr hinaus andauert, sollten die Gründe für das Verhalten
gesucht werden. Es besteht die Gefahr des offenen Bisses und des Überbisses, d.h.: das Lutschen wirkt
sich extrem ungünstig auf die Zahnstellung und die Zungenbewegung aus und sollte deshalb vermieden
werden. → Myofunktionelle Therapie
Desensibilisierung:
Methode der Verhaltenstherapie bei Angstzuständen. Es werden Angstquellen nach ihrer Intensität in eine
Hierarchie eingestuft und mit Entspannungsübungen verbunden. Die Angst vor einer Situation soll immer
weiter herabgesetzt werden, bis sich der Patient die Angst auslösende Situation ruhig vorstellen und in
Realsituation entsprechend angstfreier reagieren und agieren kann. → Redeunflüssigkeiten
Diadochokinese:
Fähigkeit, eine Reihe von Bewegungen in schneller Folge auszuführen. Oft werden diadochokinetische
Übungen in der Artikulationstherapie eingesetzt, um die Artikulationsfähigkeit in Bezug auf das
Sprechtempo und die Verständlichkeit zu verbessern. → Sprechstörungen
Diaphragma:
Zwerchfell. Diese dünne, aber kräftige Muskelplatte trennt den Brust- vom Bauchraum und ist der
wichtigste Atemmuskel. Bei der Einatmung senkt sich das Z. und vergrößert somit das Lungenvolumen,
wodurch Luft durch Unterdruck in die Lunge einströmt; die Bauchdecke wölbt sich. Bei der Ausatmung
hebt sich das Zwerchfell und der entstandene Überdruck in der Lunge lässt die Luft wieder entweichen.
Dichotisch:
Beidohrig
Diskrimination:
Differenzierung von Reizen. Auditive Diskrimination: Unterscheidung von Gehörtem. Um z.B. Sprachlaute
korrekt bilden zu können, muss das Kind lernen, diese auditiv voneinander unterscheiden zu können. Dies
gilt auch für den Schrift- Spracherwerb. Das Hören ist also ausschlaggebend für das Erlernen des Lesens
und des Schreibens.
Disposition:
Anlage des Körpers für eine spezielle Krankheit, Charaktereigenschaft, Fähigkeit etc. (Veranlagung)
Dysarthrie:
Störung des Sprechens und der Stimme infolge einer Erkrankung und Verletzung bestimmter
Hirnbereiche. Das Sprachsystem ist nicht gestört, jedoch die Ausführung, also das Sprechen. Meist sind
Sprechtempo, Artikulation, Prosodie, Lautstärke und Atmung betroffen.
Dysgrammatismus:
Störung des Grammatikgebrauches infolge einer → Sprachentwicklungsverzögerung oder infolge einer
→ Aphasie.
Dysgraphie:
Störung des Schreibens ohne Lesestörung, meist infolge von → Legasthenie und → Aphasie.
Dyskalkulie:
Störung des Rechnens Internationale Klassifikation psychischer Störungen, ICD 10, WHO Bern,
Göttingen, Toronto, Seattle 1997, S. 274 ff: F81.2 Rechenstörung Diese Störung beinhaltet eine
umschriebene Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine
Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft die
Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division,
weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten ...
Dyslalie:
→ Artikulationsstörung Einzelne oder mehrere Laute werden nicht korrekt gebildet. Es kann zu Ersetzen
(Schuh wird Suh), Weglassen (Rabe wird Abe) oder Fehlbilden kommen (z.B. Lispeln). In der kindlichen
Sprachentwicklung sind einige artikulatorische Fehlbildungen normal, da die motorischen und auditiven
Fähigkeiten des Kindes noch nicht ausgereift sind. Es gibt jedoch Richtlinien, ab welchem Lebensalter die
entsprechenden Laute gebildet werden können sollten. Dementsprechend sollte die logopädische
Therapie möglichst frühzeitig beginnen, um persistierende Fehlbildungsmuster positiv zu unterbrechen. →
Sprechstörungen
Dyslexie:
Begriff wird häufig gleichbedeutend mit → Legasthenie verwendet. Leselernstörung. Buchstaben werden
nicht korrekt erkannt, geschrieben, aneinandergefügt. Diese Fehler treten dementsprechend auch bei
komplexeren Strukturen, wie Wörter, Sätze und Texte auf. Begleitend treten häufig Sprachstörungen auf.
Dysphagie:
→ Schluckstörung
Dysphonie:
→ Stimmstörung
Dysprosodie:
Sprechmelodie ist u.a. gestört.
E
Echolalie:
Das Imitieren von Gehörtem. Das Kind oder der sprachgestörte Erwachsene wiederholt das Gesprochene
des Gesprächspartners wörtlich. Bei Kindern ist dieses Verhalten bis zum 2. Lebensjahr unauffällig.
Entspannungstherapie:
Übung zur Lösung von muskulärer und geistiger Anspannung zur besseren eigenen Wahrnehmung, zum
Abbau von Fehlspannungen und zur besseren allgemeinen Befindlichkeit.
Entwicklungsstottern:
Physiologisch → Redeflussstörungen
Epiglottis:
Kehldeckel, überdeckt den Kehlkopf
Explosivlaute:
Konsonanten, die durch Sprengung eines Verschlusses oder einer Enge im Mund gebildet werden →
Verschlusslaute (b,p,d,t,g,k)
F
Fistelstimme:
Extrem hohes männliches Stimmregister, dünn und ausdrucksarm wegen geringer Modulationsfähigkeit.
Flüsterstellung:
Der hintere Teil der Stimmlippen lässt einen Spalt offen, durch den Luft strömt. Die Stimmlippen können
sich nicht komplett aneinander legen, so dass die Stimme wie beim Flüstern leise und kraftlos wirkt.
G
Gaumenspalte:
Der Gaumen ist von Geburt an gespalten, so dass er eventuell operativ verschlossen werden muss. Die
Nahrungsaufnahme und die Sprache können bei einer G. eingeschränkt werden..
Gebärdensprache:
Sprache von Gehörlosen
Glottis:
Stimmritze. Bezeichnet den Spalt zwischen den Stimmlippen